Klimademo von FFF zu #ExitGasEnterFuture #
Die Klimabewegung kritisiert die Pläne der Bundesregierung für den Ausbau klimaschädlicher Gasinfrastruktur und fordert einen konsequenten Gasausstieg und Ausbau der Erneuerbaren Energien. Auf der Demonstration haben über 600 Menschen sich ganz klar für eine Zukunft ausgesprochen. Auf der Demo gab es drei Reden. Die erste Rede wurde von Fridays for Future Augsburg gehalten und adressiert die Politik, welche eine sozialgerechte Energiewende umsetzen muss. Vergisst aber nicht die Verantwortung des globalen Nordens und schlägt den Bogen dazu, dass wir rechtsextremen Stimmen nicht unwidersprochen stehen lassen dürfen.
Rede
Wir stehen heute hier und setzen ein Zeichen. Das Motto “Draw The Line”. Denn es reicht: anstatt konsequent die Klimakrise zu bekämpfen, sehen wir weltweit Rückschritte in vielen Bereichen. Es ist hart und es ist mühsam, aber umso schöner ist es, dass wir heute wieder gemeinsam auf die Straße gehen. Denn wir werden nicht leiser- wir bleiben laut, denn wir alle haben ein Recht auf eine lebenswerte Zukunft!
Die neue Bundesregierung hat in den letzten Monaten nicht viel geschafft. Nur eins: sie uns bewiesen, dass ihr unsere Zukunft schlichtweg egal ist. Anstatt die Erneuerbaren auszubauen, werden fossile Energien weiterhin subventioniert. Katharina Reiche hat sich bekannt gemacht, indem sie Gasbohrungen weiterhin fördert und neue Gaskraftwerke mit 20 GigaWatt Leistung bauen lassen will. Ich frag mich - in welcher Welt leben wir da eigentlich aktuell.
Es ist bewiesen, dass Erdgas, eine fossile Energie, den Klimawandel nur noch weiter anheizt und dass wir, um Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, dringend den Stopp aller fossiler Subventionen brauchen! Es gibt längst die Lösungen, also warum nutzt ihr sie nicht? Auch in der Nähe von Augsburg, in Reichling haben im Sommer Probebohrungen nach Gas begonnen. Die Menschen vor Ort sind gegen die Bohrungen, auch weil sie wertvolle Trinkwasserquellen gefährden. Doch es ist an der Politik – an Hubert Aiwanger und an Katharina Reiche – diese Klimazerstörung endlich zu beenden. Es braucht einen Gasaustieg – und zwar jetzt!
Doch wir stehen heute auch wegen weiteren Themen hier. Denn in den nächsten Wochen beginnt die UN-Vollversammlung und folgend findet die COP30, die Klimakonferenz, in Brasilien statt. Die EU sollte eigentlich international ein Vorbild und Vorreiter in der Setzung von Klimazielen sein. Doch aktuell zeigt sie das Gegenteil. Anstatt die Klimaziele zu stärken, wurden sie diese Woche abgeschwächt. Am Donnerstag einigten sich die EU- Umweltminister:innen nur auf eine Absichtserklärung. Das bedeutet, dass sie beabsichtigten, bis 2035 66 bis 72% der Emissionen im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Ein verbindliches Ziel bis 2040 scheiterte jedoch aufgrund von dem Widerstand mehrerer Mitgliedsstaaten. Das heißt auch, dass die EU ihren Plan für ihren Beitrag am Pariser Klimaabkommen nicht rechtzeitig bei der UN einreichen kann. Auch die CDU und Friedrich Merz zeigen uns mit ihrem Widerstand wiedermal, dass sie den Klimaschutz sabotieren wollen und die Klimakrise nicht ernst nehmen. Dabei wären ambitionierte Ziele ein so wichtiges Zeichen an die Weltgemeinschaft und für die internationale Klimakonferenz im November.
Zudem ist dieses Wochenende internationales Aktionswochenende, das ursprünglich von Indigenen Völkern ins Leben gerufen worden ist. Aus Solidarität wollen wir uns auch für all jene Menschen einsetzen, die von den Folgen der Klimakrise am stärksten betroffen sind. Deren Zuhause unbewohnbar wird. Für all jene, die flüchten müssen, weil die Küsten überschwemmt werden oder Wirbelstürme ganze Existenzen vernichten. Wir stehen hier, weil Deutschland und die anderen Industrienationen, als Hauptverursacher der Klimakrise, endlich Verantwortung übernehmen müssen. Weil wir nicht ignorieren dürfen, was wir hier bei uns verbockt haben.
Gerade jetzt ist „Hinschauen“ mehr als nur notwendig. Es kann nicht sein, dass die gesichert rechtsextreme AfD weiterhin ungehindert ihren Hass verbreiten darf. Dass unschuldige Zivilist*innen in Gaza ermordet werden. Dass Trump die ganze Welt in Unsicherheit stürzt. Dass Putin die Ukraine weiterhin im großen Stil angreift. Dass Menschen immer noch aufgrund von Hautfarbe, Herkunft, Religion, Geschlecht oder Sexualität ausgegrenzt und verfolgt werden. Und es kann nicht sein, dass die Klimakrise einfach komplett ignoriert wird.
So setzen wir uns gemeinsam für eine gerechtere und klimafreundliche Welt ein. In der jeder Mensch ein Recht auf Leben hat. In der es keinen Faschismus, keinen Krieg und keine Ausbeutung gibt und Klimazerstörung endlich der Vergangenheit angehört.
Also lernt euch kennen, schließt euch zusammen. Bildet Banden – gemeinsam sind wir stark, gemeinsam sind wir mutig und das lassen wir uns nie nehmen!
Die zweite Rede wurde von der BI Reichling Ludenhausen geschrieben und von einem Mitglied von FFF Augsburg vorgelesen. Diese bezog sich auf die Bohrung in Reichling und die Arbeit der Bürger*inneninitiative. Besonders angesprochen werden Hubert Aiwanger und Markus Söder. Die
Rede BI-Reichling Ludenhausen
Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,
liebe Freundinnen und Freunde unseres Lebensraums,
(wir stehen heute hier – nicht als Einzelne; wir stehen hier als Gemeinschaft. Eine Gemein- schaft, die sagt: Bis hierher – und nicht weiter!)
Ich bin Claudia, spreche für die Bürgerinitiative Reichling-Ludenhausen und möchte euch mit- nehmen auf eine kleine Reise:
Wir befinden uns im Jahre 2025. Klimawandel ist ein globales Thema und die Zukunft heißt erneuerbare Energien. Aber ganz Bayern scheint „besetzt“ von der kuriosen Idee politischer Entscheidungsträger fossiles Erdgas in unserer Region zu fördern.
Ganz Bayern? Nein! Eine unbeugsame Truppe engagierter Menschen und DorfbewohnerIn-
nen hört nicht auf Widerstand zu leisten. Die DorfbewohnerInnen, das sind wir, aus Reichling-
Ludenhausen – die Bürgerinitiative „Koa Gas“.
Und gemeinsam mit anderen Initiativen, Organisationen und Aktiven stellen wir uns gegen die
Gasbohrung in Reichling und die weiteren potenziellen Bohrvorhaben. Und wir hoffen das Le-
ben ist nicht leicht für die beteiligten Firmen und jene Politiker, die die aktuelle Probebohrung
genehmigt haben.
(Was passiert gerade – und was macht es so problematisch?) Seit Anfang August 2025 steht ein Bohrturm in unserer Landschaft. Von der Straße, die in den Ort führt, schaut man auf weidende Kühe und Pferde, und bewundert in der Ferne die Berge. Es ist idyllisch. Oder besser gesagt: Es war idyllisch.
Am 8. August begannen Probebohrung durch die „Energieprojekt Lech Kinsau 1 GmbH“ bzw die Genexco, die ein Tochterunternehmen der kanadischen MCF Energy Ltd. ist.
Errichtet wurde ein 40-Meter hoher Bohrturm der einmalig hässlich, laut und grell.
Der Bohrplatz stört aber nicht einfach unsere Optik: Er ist in unmittelbarer Nähe von Natur- schutzgebieten und einer Trinkwasser-Quelle – Der Quelle, die unser Dorf mit Wasser ver- sorgt.
Seit August fahren LKWs und Schwerlasttransporter durchs Dorf, verstopfen Straßen und Kreisverkehr. Es werden Container abgeladen, nachts scheppert es und die Beleuchtung des Geländes ist kreischend hell.
Bereits im vergangenen Jahr haben wir versucht die Probebohrung zu verhindern. Auf offizi-
ellem Weg, durch persönliche Ansprache an den Herrn Wirtschaftsminister und durch Protest.
Denn wir in Reichling wollten die Bohrung nicht. Doch wir wurden von offizieller Seite nicht
gesehen und nicht gehört.
Dabei soll diese Probebohrung erst der Auftakt sein zur eigentlichen Förderung – und zu der
Erschließung von potentiell 10 weiteren Bohrtürmen in einem Gebiet von 100 Quadratkilo-
metern in der Konzession Lech. Zumindest sieht so das Vorhaben der Genexco für die nächs-
ten 10-15 Jahre aus.
Und wir, wir sind wütend! Wir wurden nicht gefragt, wir wurden nicht gescheit informiert über das, was vor unserer Haustür passiert. Wir führen uns an der Nase herumgeführt.
„Da wird schon nichts passieren,“ heißt es. – Klar, bislang ist es immer gut gegangen.
„Da kann man nichts machen, das wird von oben entschieden-“ - Wo kommen wir hin mit
dieser Einstellung?
Wir sind keine Dorfdeppen und sehen: Das was hier passiert ist fragwürdige Symbolpolitik,
gepaart mit einem enormen Risiko für die BewohnerInnen der Gemeinde und darüber hinaus.
Denn das Unterfangen ist schlichtweg nicht zu Ende gedacht:
Wie soll das Gas überhaupt abtransportiert werden? Mit Schwertransporten? Wo führen die
hin? Zu kaputten Straßen, zu Lärm, zu Gefahr für BewohnerInnen des Ortes.
Wie realistisch die Notfallversorgung bei Wasser aus, wenn etwas schief geht? Wenn die Trink-
wasserversorgung gekappt wird, müsste der Ort durch LKWs mit Wasser beliefert werden.
Wer trägt die Kosten? Wer kommt für Spätfolgen an Häusern auf, die durch die Erschütterung
des Erdreichs entstehen könnten? Diese Fragen sind entweder offen oder unzureichend be-
antwortet.
Wo ist der Plan, der uns Sicherheit gibt bei einem Vorhaben, dass so viele Risiken birgt. Und
wo sind die Behörden, die uns schützen? Die offiziellen Stellen wussten nicht von dem offizi-
ellen Start der Probebohrungen. Wie sollen wir darauf vertrauen, dass Wasser- und Boden-
proben sowie weitere Kontrollen durchgeführt werden? Und wie können wir sicher sein, dass
Verstöße Konsequenzen haben?
Die Gas-Projekte sind außerdem nicht zeitgemäß:
Die Klimakrise lässt sich nicht abstreiten und es tut Not in erneuerbare Energien zu investieren
und zu wachsen. Fossile Quellen zu erschließen ist rückwärtsgewandt und schlicht fahrlässig.
Reichling kann nicht der Startschuss für so einen Fiebertraum sein. Statt langfristiger, nach-
haltiger Lösungen, will man auf kurzfristige Profite setzen. - Aber gibt es wirklich Profite?
Der Wirtschaftlicher Nutzen ist gering und einseitig - aber die Kosten sind hoch:
Für die Gemeinde gibt es keinen Mehrwert, vielleicht nicht einmal für Bayern. Förderabgaben
muss die Firma nicht zahlen. Gewinne gehen Richtung Unternehmen und Börse, an der mit
unserer Lebensgrundlage „gezockt“ wird.
Man behauptet, wir profitieren vom „Gas vor der Haustür“ und seien dadurch unabhängig. Doch das erschlossene Gas würde nicht einmal für zwei Tage bundesweite Bedarfe decken. In Reichling selbst kann es gar nicht erst genutzt werden – es gibt keine Gasanschlüsse oder ent- sprechende Infrastruktur. Und auch auf der anderen Lech-Seite will man das Gas nicht. Ein Transport: zu gefährlich. Das ist keine Unabhängigkeit. Das ist nur Risiko. Die Firmen gehen, und zurück bleiben diese Lasten für Umwelt, Gemeinde und Land.
Unser Appell ist eindeutig: Herr Söder, Herr Aiwanger, Stoppen Sie den Wahnsinn!
Diese Probebohrung fällt aus ihrer Zeit und darf nicht die Blaupause für weitere Bohrtürme
sein.
(Diese Entwicklungen dürfen nicht fortgesetzt werden. Nicht ohne eine Betrachtung der Fak-
ten, nicht ohne echten gesellschaftlichen Diskurs und nicht ohne Rücksicht auf unsere Umwelt!
Es darf kein Projekt dieser Art durchgeführt werden, das unsere Natur, unsere Lebensqualität
und unsere Zukunft gefährdet.
Es darf nicht Zeit, Geld und Mühe fließen, in etwas das eindeutig als energiepolitische Einbahn-
straße zu bewerten ist.)
Wir fordern Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen: Wir sind keine Verschwendungsanlage für rückwärtsgerichtete Energiepolitik. Wir schulden unseren Kindern das Versprechen einer lebenswerten Zukunft – nicht den einer rückwärtsge- wandten Energiewirtschaft im Gewand eines Bohrturms.
(Herr Ministerpräsident, Herr Wirtschaftsminister Aiwanger, werte Behörden und PolitikerIn-
nen: Schauen Sie hin – hören Sie uns zu! Herrn Aiwanger haben wir bereits mehrfach persönlich
eingeladen – zum Gespräch und um die Situation vor Ort anzusehen. Wir wurden vertröstet
und belächelt.
Herr Aiwanger und Herr Söder waren in der letzten Zeit an vielen Orten. Reichling gehört je-
doch nicht dazu – denn sie schauen weg.
Ihre Aufgabe ist nicht, den roten Teppich für fossile Firmen auszulegen. Ihre Aufgabe ist es,
unsere Heimat und unsere Ressourcen zu schützen, uns zu informieren; Verantwortung zu
übernehmen!)
Wenn Sie, Herr Aiwanger und Herr Söder, heute zulassen, dass dieses Projekt weitergeht, sen- den Sie eindeutige und fragwürdige Signale:
- Profit über Gesundheit,
- kurzfristiges Denken über zukunftsorientierte und nachhaltige Politik,
- intransparentes Schalten und Walten einzelner über demokratische Grundwerte und Partizipation.
Wir sind eine kleine Bürgerinitiative in einem großen energiepolitischen Zirkus – unbeug-
sam, standhaft und entschlossen für unsere Rechte, unsere Zukunft und unser Zuhause ein-
zustehen.
Aber wir sind nicht alleine! Ihr alle kämpft mit. Ihr seid jetzt hier und ihr kommt bis nach
Reichling, um zu demonstrieren. Denn, was hier passiert ist symbolträchtig für ganz Deutsch-
land.
Lasst uns heute kraftvoll aufzeigen, was wir nicht mehr hinnehmen:
„Stoppt die Gasbohrungen – schützt unser Wasser, schützt unsere Natur, schützt unsere Zu- kunft!“
Vielen Dank euch allen – dafür, dass ihr laut seid, für euren Widerstand, euren Mut!
Wir wollen Koa Gas – für Reichling, für Ludenhausen, für Bayern, für Deutschland!
Im Anschluss ging es los mit dem Demozug. Dieser war bunt und trotzdem laut. Viele schöne Demosprüche und Gesänge.
Am Ulrichsplatz sollte eigentlich eine Rede stattfinden. Leider konnte die Gruppe kurzfristig es nicht mehr einrichten. Stattdessen wurde ein Die-In veranstaltet, welcher die vielen Opfer der Klimakatastrophe sichtbar machen soll.
Wieder zurück am Königsplatz gab es noch eine Rede und musikalische Beiträge von den Omas gegen Rechts Augsburg, welche durch die Omas gegen Rechts München unterstützt wurden.
FFF Augsburg hatte danach noch Gesprächsrunden angeboten, die zum Teil gut angenommen wurden.