Klimaaktivist\*innen retten hunderte Mehrwegbecher

Pressemitteilung 02.07.2025: Klimaaktivisten retten hunderte recyclebare Mehrwegbecher vor der Müllverbrennungsanlage #

Klimaaktivist*innen kündigen an, die Arbeit der Stadt zu erledigen und mehrere hundert Mehrwegbecher zu retten. Wenn am nächsten Wochenende wieder die Sommernächte in der Augsburger Innenstatdt stattfinden, werden wieder tausende Plastikbecher verwendet, die zwar zu Mehrweg-Pfandsystemen gehören, aber trotzdem als Müll enden. Diese wollen die Klimaamktivist*innen retten und weiterer Nutzung zuführen. Sie kritisieren die uneinheitlichen Pfandsysteme als umweltschädlich und vor allem auf die finanziellen Interessen der Gastronomen ausgerichtet, die mit jedem nicht zurückgegebenen Becher das Pfand einnehmen.

Tausende Getränke werden an den Sommernächten ausgeschänkt, Cocktails, Bier und Softdrinks. Alle in vermeintlich umweltfreundlichen Mehrwegplastikbechern. Doch weil sich die verschiedenen Stände die Becher selbst organisieren, Becher also nur dort zurückgegeben werden können, wo sie ausgegeben wurden, und zusätzlich auch noch Pfandmarken benötigt werden, landen unzählige Becher am Boden, in den Mülleimern und schließlich mit dem Restmüll in der Müllverbrennung. Laut Umweltreferat der Stadt Augsburg werden die recyclingfähigen Mehrweg-Plastikbecher, die in den Restmüllbehältnissen entsorgt werden, anschließend nicht aussortiert, sondern mit dem Restmüll der thermischen Verwertung zugeführt [0]. “Mit einem einheitlichen Pfandsystem könnte die Situation deutlich verbessert und viel Müll vermieden werden. Die Leute könnten dann mit dem Getränk in der Hand durch das gesammte Gelände schlendern und müssten sich keine Gedanken um ihr Pfand machen. Doch die Stadt weigert sich, das umzusetzen. Das ist nur im Interesse der Gastronomen, denn diese haben durch das Pfand der nicht zurückgegebenen Becher eine zusätzliche Einnahmequelle.” kritisiert Felix Strobel.

Die Aktivist*innen haben deshalb auch schon einen Antrag auf einer Bürgerversammlung eingebracht, welcher von der Bürgerschaft angenommen wurde. Daraufhin musste der Stadtrat über ein einheitliches Pfandsystem abstimmen und entschied sich dagegen [1]. Die Gründe empfinden die Klimaktivist*innen als vorgeschoben und halten sie für eine Vermeidungstaktik sich weiter mit dem Thema beschäftigen zu müssen. Denn laut Stadt würde ein einheitliches Pfandsystem angeblich aufgrund der Rückgabestationen zu mehr Platzbedarf führen, doch eigentlich müssten nur alle Stände wie bisher Becher zurücknehmen - nur ohne Pfandmarke. Genau das funktioniere beim System “recup”, an dem viele Augsburger Restaurants und Cafes teilnehmen, seit Jahren problemlos, argumentieren die Aktivisten.

Deshalb werden die Aktivist*innen selbst aktiv und sammeln weggeworfene Becher - etwa am Straßenrand und an Mülleimern - um Mitternacht nach den Sommernächten ein, um sie vor der Müllverbrennung zu retten und weiterhin zu nutzen. Im letzen Jahr hatten die Aktivist*innen so über 850 Becher eingesammelt und gespült, die jetzt auf Klimacamps und Veranstaltungen rund um Klimagerechtigkeit regelmäßig verwendet werden. (Bilder zur freien Verwendung im Anhang). Diese recyclingfähigen Becher sind nun also im Einsatz für die sozial-ökologische Transformation und landen nicht in der Müllverbrennungsanlage.
“Durch das Sammeln der Becher verhindern wir Umweltverschmutzung und retten die Becher vor der Müllverbrennung. Stattdessen haben wir in der Klimabewegung eine sinnvolle weitere Nutzung für die Becher gefunden. Doch eigentlich ist es nicht unsere Aufgabe, die Dreckarbeit der Stadt zu erledigen und die Becher händisch zu spülen. Stattdessen sollte die Stadt ihr Nein zu unserem Antrag überdenken und ein einheitliches funktionierendes Pfandsystem einführen!” fordern die Aktivisten. Denn selbst durch Einsammeln könne man lediglich einen kleine Teil der Becher vor der Müllverbrennung retten, insgesamt bräuchte es ein Konzept mit einheitlichem Pfandsystem und konsequenter Mülltrennung, so die Aktivisten. Laut Aktivisten bräuchte es also einen Systemwandel beim Pfandsystem der Sommernächte statt einen fortschreitenden Klimawandel.

Mit dem Augsburger Becher [2] besteht bereits ein Konzept das funktioniert. Dieses kommt auf dem Modular und anderen öffentlichen Events zum Einsatz und kann kostenlos ausgeliehen werden [3]. Der Verleih müsste nur auf eine zu den Sommernächten passende Größe skaliert werden. Dabei sind Mengen bis 500.000 Becher für bekannte große Player auf dem Markt der Pfandbechervermietung gut möglich und bei Festivals wie etwa dem Super Bloom auch üblich.

Warum wir die Becher nicht ohne Pfand/Pfandmarke den jeweiligen Ständen zurückgeben: Das Suchen der jeweiligen Stände und Sortieren der verschiedenen Becher ist sehr aufwendig bei einer mittleren zweistelligen Anzahl verschiedener Becher. Zudem schließen viele Stände bereits kurz nach Mitternacht, wodurch spätestens am letzten Abend eine Rückgabe zeitlich nahezu unmöglich wird. Zudem wollen wir nicht das System der Gastronomen unterstützen, die die von uns aufwendig gesammelten Becher wieder gegen Pfand rausgeben und so an unserer Arbeit finanziell profierten, wenn die Becher danach wieder am Boden oder im Müll landen. Profitmaximierung auf Kosten der Umwelt finden wir nicht förderlich für Umwelt- und Klimaschutz.


Quellen #

[0] https://fragdenstaat.de/a/329096
[1] https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/augsburger-sommernaechte-stadt-lehnt-vorstoss-fuer-einheitliches-pfand-ab-106637908
[2] https://www.augsburger-becher.de/
[3] https://lifeguide-augsburg.de/de/magazin/augsburger-becher-mehrweg-statt-einweg