Klimaaktivist\*innen retten hunderte Mehrwegbecher - Das Ergebnis

Pressemitteilung von Aktiven aus dem Augsburger Klimacamp am 07.07.2025 #

Umweltaktivisten stellen Stadt nach den Sommernächten zur Rede #

Die Aktivisten fordern von der Stadt Augsburg einen Plan, wie nicht weiter jedes Jahr tausende recyclingfähige Mehrweg-Plastikbecher in der Müllverbrennungsanlage verbrannt werden.

Nach den Sommernächten zeichnet sich in der Augsburger Innenstadt auch ein wenig rosiges Bild über die Auswirkungen der Augsburger Sommernächte ab. So finden sich auf dem Boden, am Straßenrand, an Absperrungen, in, neben und auf Mülleimern und Mülltonnen sowie auf Fensterbänken und Stufen anliegender Gebäude massive Mengen an Müll. Ein großer Teil davon sind recyclingfähige Mehrweg-Plastikbecher; am Rathausplatz finden sich jedoch auch große Mengen Einweg-Plastikbecher, die eigentlich auf der Sommernächten nicht erlaubt sind. [1]

Laut Umweltreferat der Stadt Augsburg werden die recyclingfähigen Mehrweg-Plastikbecher, die in den Restmüllbehältnissen und auf dem Boden entsorgt werden, anschließend nicht aussortiert, sondern mit dem Restmüll der thermischen Verwertung zugeführt. [2]

Deshalb wurden die Aktivist*innen selbst aktiv und sammelten weggeworfene Becher (etwa am Straßenrand, an Mülleimern) um Mitternacht nach den Sommernächten ein, um sie vor der Müllverbrennung zu retten und weiterhin zu nutzen. 2024 hatten die Aktivist*innen so über 850 Becher eingesammelt und gespült, die jetzt auf Klimacamps und Veranstaltungen rund um Klimagerechtigkeit regelmäßig verwendet werden. Auch dieses Jahr wurden so von einer kleinen Gruppe in den drei Nächten insgesamt über 1500 recyclingfähige Mehrweg-Plastikbecher vom Boden und neben und auf den Mülleimern eingesammelt. Sie wurden so vor der Verbrennung gerettet (Bilder der gesammelten Becher von 2025 im Anhang) und sind nun also im Einsatz auf klimapolitischen Veranstaltungen für die sozial-ökologische Transformation und landen nicht in der Müllverbrennungsanlage. “Zu zweit konnten wir mühelos über 700 Becher in einer Stunde sammeln”, so Benedikt Schäfer. Er schätzt aus Erfahrungen der letzten Jahre, dass jede Nacht 2000 bis 3000 Becher auf dem Veranstaltungsgelände liegen bleiben. Diese massiven Mengen an nicht zurückgegebenen recyclingfähigen Mehrweg-Plastikbechern resultieren nach Einschätzung der Aktivisten daraus, dass die Becher nur am jeweilig ausgebenden Stand (meist mit Pfandmarke) mitzurückgegeben werden können. Eine unkomplizierte Rückgabe aller Becher, die nicht an bestimmte Standorte gebunden ist, ist nicht vorgesehen.

Die Aktivist*innen fragen sich nun einerseits, wie es sein kann, dass überhaupt trotz Mehrweg-Vorgabe auch weiter massive Mengen an Einwegplastikbecher, vornehmlich am Rathausplatz, verwendet werden. Andererseits möchten sie wissen, was die Stadt unternehmen möchte, um nicht weiter jedes Jahr tausenden recyclingfähigen Mehrweg-Plastikbecher zu verbrennen? Veranstalter und Gastronomie können diesbezüglich durchaus effektiver in die Pflicht genommen werden, fordern die Aktivist*innen.

Forderung nach einem einheitliches Mehrwegpfandsystem Sie bringen dabei erneut ein einheitliches Mehrwegpfandsystem als Vorschlag ein. Dazu haben die Aktivist*innen auch schon einen Antrag auf einer Bürgerversammlung eingebracht, welcher dort angenommen wurde. Daraufhin musste der Stadtrat über ein einheitliches Pfandsystem abstimmen und entschied sich dagegen [3]. Die Begründung überzeugt die Aktivist*innen nicht. Denn laut Stadtverwaltung würde ein einheitliches Pfandsystem angeblich aufgrund der Rückgabestationen zu mehr Platzbedarf führen, doch eigentlich müssten nur alle Stände wie bisher Becher zurücknehmen - nur ohne Pfandmarke. Genau das funktioniere beim System “recup”, an dem viele Augsburger Restaurants und Cafes teilnehmen, seit Jahren problemlos, argumentieren die Aktivist*innen. Zudem könnten Rückgabestationen an den großen Ein- und Ausgängen der Sommernächte eingerichtet werden, wo Besucher beim Verlassen der Sommernächte unkompliziert ihre Becher pfandmarkenfrei zurückgeben könnten. “Mit einem einheitlichen Pfandsystem könnte die Situation deutlich verbessert und viel Müll vermieden werden. Die Leute könnten dann mit dem Getränk in der Hand durch das gesammte Gelände schlendern und müssten sich keine Gedanken um ihr Pfand machen. Doch die Stadt weigert sich, das umzusetzen. Das ist nur im Interesse der Gastronomen, denn diese haben durch das Pfand der nicht zurückgegebenen Becher eine zusätzliche Einnahmequelle.” kritisiert Felix Strobel.
Auch in Gesprächen mit Besuchenden der Sommernächte beim Einsammeln der Becher wurde deutlich, das viele über die bestehende Praxis unzufrieden sind, und sich eine einheitliches Pfandsystem, das überall und am Ausgang zurückgegeben werden könne, wünschen. Daher sollte die Stadt ihr Nein zu unserem Antrag überdenken und ein einheitliches funktionierendes Pfandsystem einführen" fordern die Aktivist*innen. Denn selbst durch Einsammeln könne man lediglich einen kleine Teil der Becher vor der Müllverbrennung retten, insgesamt bräuchte es ein Konzept mit einheitlichem Pfandsystem und konsequenter Mülltrennung, so die Aktivisten. Mit dem Augsburger Becher [4] existiert bereits ein Konzept, das sich bewährt hat. Dieses kommt auf dem Modular und anderen öffentlichen Events zum Einsatz und kann kostenlos ausgeliehen werden [5]. Der Verleih müsste auf eine zu den Sommernächten passende Größe skaliert werden. Alternativ sind Mengen bis 500.000 Becher für bekannte große Player auf dem Markt der Pfandbechervermietung gut möglich und bei Festivals wie etwa dem Super Bloom auch üblich. Zu klären gilt nun, warum sich die Stadt Augsburg hier gegen den Umweltschutz stellt und wie Sie ein weiter so wie bisher rechtfertigen möchte.

Link zum dazugehörigen Instagram Reel:
https://www.instagram.com/reel/DLu6UU1oRM6/?igsh=enQxeTVhOG91M3Fu


Quellen #

[1] https://www.augsburg-city.de/sommernaechte/allgemeines
[2] https://fragdenstaat.de/a/329096
[3] https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/augsburger-sommernaechte-stadt-lehnt-vorstoss-fuer-einheitliches-pfand-ab-106637908
[4] https://www.augsburger-becher.de/
[5] https://lifeguide-augsburg.de/de/magazin/augsburger-becher-mehrweg-statt-einweg