Pressemitteilung von Augsburger Verkehrswendeaktivist*innen am 24.07.25: #
Nach der Radlnacht am vergangenen Wochenende gab es in den sozialen Medien teils heftige Diskussionen, wie gerechtfertigt die Forderungen nach besserer Radinfrastruktur sind [1]. Diese Diskussion findet jedoch nicht nur online statt, sondern auch auf der Straße - beispielsweise wenn auch am kommenden Freitag, 25.07. die Critical Mass - eine regelmäßige gemeinsame Fahrradtour - stattfindet. Dass es zu solchen Diskussionen kommt, sehen die Organisator*innen der Radlnacht als Erfolg. „Als Radlnacht-Organisator*innen begrüßen wir, dass die Verkehrswende wieder in aller Munde ist. Nur so können gute Lösungen für eine Verkehrsinfrastruktur für alle gefunden werden. Die große Beteiligung an der Diskussion zeigt, wie wichtig ein rasches Handeln der Politik ist.“ erklärt Sebastian Vogt.
Durch die Critical Mass wird die Diskussion auf die Straße gebracht: Denn wenn eine Gruppe Radelnder auf der Fahrbahn unterwegs ist, sorgt dies für Sichtbarkeit des Radverkehrs - während der Radverkehr sonst an den Rand gedrängt wird, obwohl er für viele Menschen Alltagsmobilität bedeutet.
Anders als bei der Radlnacht steht hinter der Critical Mass keine Organisation und es handelt sich nicht um eine politische Meinungskundgabe wie bei der Radlnacht-Demonstration. Die Critical Mass startet jeden letzten Freitag im Monat um 18 Uhr am Rathausplatz als gemeinsame Radtour, bei der Radfahrende den Platz auf der Straße einnehmen, wie es alle Verkehrsteilnehmende tun. Gefahren wird in einem geschlossenen Verband von mindestens 16 Radler*innen unter Berufung auf den §27 Abs. 1 STVO. Dabei dürfen Kreuzungen geschlossen überquert werden, selbst wenn die Ampel zwischendurch auf Rot schaltet. Die Radlnacht Organisator*innen empfehlen eine Teilnahme: „Wer die Radlnacht genossen hat, wird sich wahrscheinlich auch auf der Critical Mass wohl fühlen. Es ist eine tolle Gelegenheit, zusammen mit anderen Fahrrad zu fahren.“ erläutert Vogt.
Fragen, wie sie online aufgekommen sind, sind auf der Critical Mass bekannt und werden schnell beantwortet. Dass Radwege häufig leer aussehen, wird teilweise als Arument gegen einen Ausbau der Radinfrastruktur vorgebracht. Doch der Grund dafür ist schlichtweg, dass Fahrräder den vorhandenen Platz deutlich effizienter nutzen und es dadurch so aussieht, als wäre der Radweg leer. Tatsächlich können sich auf dem gleichen Platz deutlich mehr Menschen fortbewegen. Der Hintergrund ist, dass ein Auto im Stand etwa 12m² verbraucht, ein Fahrrad hingegen nur 2m². Bei Tempo 30 ist der Unterschied nochmal deutlich höher, da der Sicherheitsabstand noch dazugerechnet werden muss. Gleichzeitig werden Autos im Berufsverkehr durchschnittlich von nur 1,1 Personen verwendet. Im Berufsverkehr ergibt sich dadurch ein deutlich höherer Platzverbauch pro Person im Autoverkehr [2][3].
Auch die Frage, warum vorhandene Radwege oft nicht genutzt werden, kommt in solchen Diskussionen immer wieder auf. Gründe dafür sind zum einen die oft schlechte Qualität und Nutzbarkeit der Radwege. Zum anderen gehen mit den nicht durchgängigen Radwegen auch erhebliche Sicherheitsrisiken einher. Radwege oder Schutzstreifen, die zu eng an parkenden Autos vorbeiführen verstärken die Gefahr des “Doorings”, Unfälle bei denen Radfahrende durch das Öffnen der Autotüren verletzt werden. Aber auch fehlende Wegführungen sind für manche ein Grund vom Radweg auf die Straße zu wechseln. So z.B. wenn die Fahrbahn eine Abbiegespur hat, der Radweg aber so geführt wird, dass zwei Ampelphasen zum Abbiegen abgewartet werden müssen. In diesem Fall ist das abbiegen über die Abbiegespur auf der Fahrbahn der KFZ auch erlaubt.
In einem sind sich alle einig: Durch eine bessere Fahrradinfrastruktur würden sich die verschiedenen Verkehrsmittel nicht in die Quere kommen und für alle wäre der Weg weniger stressig, dafür aber deutlich sicherer.
Quellen: #
[1]
https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/augsburg-radlnacht-loest-kontroverse-diskussion-in-sozialen-netzwerken-aus-110479419
[2]
https://pbs.twimg.com/media/FV6K3I_WYAEgpSz?format=png&name=4096x4096
[3]
https://www.agora-verkehrswende.de/fileadmin/Projekte/2021/Pendlerverkehr/63_Faktenblatt_Pendlerverkehr.pdf