Erdgasbohrung in Reichling: Aktivist*innen kritisieren Unternehmen aus Augsburg mit Banneraktion und Kunstinstallation #
Während in Reichling aktuell die umstrittene Probebohrung nach fossilem Gas durchgeführt wird [1], kritisieren Aktivist*innen, dass auch ein Augsburger Unternehmen an diesem Projekt beteiligt ist [2]. Mit der Installation eines gelben Kreuzes als Zeichen für den Widerstand gegen fossile Energien am Hauptverwaltungssitz von schwaben netz fordern die Aktivist*innen das Unternehmen auf, seine fossilen Projekte und das Greenwashing zu beenden, um eine nachhaltige Energiewende nicht weiter zu blockieren. Sie ergänzen ihre Botschaft mit einem Banner mit der Aufschrift “Keine Pipeline in die Klimahölle”, das sie am 10.08.25 spätabends in der Einfahrt des Unternehmenssitzes in der Bayerstraße 43 anbrachten.
Die Aktivist*innen kritisieren, dass Schwaben Netz durch die Abnahme des Gases und den Bau der Erdgasleitung in Reichling die Ausbeutung weiterer fossiler Ressourcen mit ermöglicht, weitere fossile Infrastruktur aufbaut und zugleich gegenüber Verbraucher*innen falsche Versprehen von angeblich nachhaltiger und zukunftsfähiger Gasversorgung abgibt: “Es ist absolut unverantwortlich, mitten in der Klimakrise weiter fossile Energien auszubeuten und damit die Klimakrise weiter zu befeuern. Gleichzeitig stellt sich schwaben netz sowie sein Eigentümerunternehmen energie schwaben als grünes Unternehmen dar - und lügt den Verbraucher*innen damit ins Gesicht” so die Aktivist*innen.
Das Augsburger Unternehmen schwaben netz, das zu 35% der Stadt bzw. den Stadtwerken Augsburg gehört [3], wird in einem Antrag [2] des nach Erdgas bohrenden Unternehmens an das Bergamt Südbayerns genannt: Das Gas-Unternehmen habe sich mit einem Netzanschlussbegehren an den örtlichen Gasnetzbetreiber schwaben netz gewandt, dort gebe es ein großes Interesse an Gas aus einheimischer Förderung, welches auch von der Staatsregierung geteilt werde. Dies wird als Grund dafür angeführt, dass die Bohrung im öffentlichen Interesse liege.
“Wenn schwaben netz sich an neuen fossilen Projekten beteiligt und weiterhin für den Einbau neuer Gasheizungen wirbt, macht es sich mit verantwortlich für die Zerstörung der Umwelt und die katastrophalen Auswirkungen der Klimakrise. Stattdessen sollte Schwaben Netz klar kommunizieren, dass fossile Heizungen keine Zukunft haben und durch klimafreundliche Lösungen wie Wärmepumpen oder Anschluss an Wärmenetze ersetzt werden sollten.” so die Aktivist*innen.
Schwaben netz wirbt damit, sein Netz auf sogenannte “grüne Gase” wie Wasserstoff und Biogas umzustellen [4]. Das Problem an dieser vermeintlich einfachen Lösung ist eine geringe Effizienz, wenn Strom aus erneuerbaren Energien zunächst unter Energieverlust zur Herstellung von Wasserstoff verwendet wird [5]. Hinzu kommt, dass “grüne Gase” in absehbarer Zeit nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen werden, um neben beispielsweise schwer elektrifizierbaren Industrieprozessen auch noch private Heizungen mit Energie zu versorgen, was zudem für sehr hohe Preise sorgen würde [6],[7]. Auf seiner Website wirbt schwaben netz auch damit, einen “klar definierten Fahrplan” für die Umstellung auf Wasserstoff zu haben [8]. Im Gebäudeenergiegesetz ist der Begriff Fahrplan für Waserstoffinfrastruktur so definiert, dass er der Bundesnetzagentur vorgelegt und von dieser bestätigt werden muss [9]. Der Bundesnetzagentur liegt ein solcher Fahrplan für schwaben netz jedoch nicht vor [10]. Diese falsche Verwendung des Begriffs, sowie die intensive Werbung für neue Gasheizungen und “grüne Gase” [11] könnte Verbraucher*innen täuschen und in eine Kostenfalle locken, befürchten die Aktivist*innen.
“Schwaben netz täuscht mit seiner Webung vor, sich für eine zukunftsfähige Energieinfrastruktur einzusetzen, aber tatsächlich versucht es, sein fossiles Geschäftsmodell aufrecht zu erhalten. Wir fordern schwaben netz auf, ehrlich zu kommunizieren und keine weitere fossile Infrastruktur zu bauen!” erklären die Aktivist*innen.
Quellen #
[1]
https://www.zdfheute.de/politik/deutschland/bayern-gas-ammersee-energie-100.html
[2] Antrag auf Anordnung der sofortigen Vollziehung (gemäß §80 Abs.2 Satz1 Nr.4 VwGO) für die Zulassung des Hauptbetriebsplan “Herrichtung des Bohrplatzes und Durchführung von Aufwältigungs- und Bohrarbeiten an der Bohrung Kinsau 1” und die Zulassung des Sonderbetriebsplans “Errichtung der Bohranlage und Abteufen der Bohrung - Kinsau 1A”. (Dieses Dokument kann beim Bergamt Südbayern nach Umweltinformationsfreiheitsgesetz auf Anfrage eingesehen werden)
[3]
https://www.augsburg.sitzung-online.de/public/vo020?0--anlagenHeaderPanel-attachmentsList-0-attachment-link&VOLFDNR=19190&refresh=false
[4]
https://www.schwaben-netz.de/service/haeufige-fragen
[5]
https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Projektinformation/Energiewende/Factsheet_GrueneGase.pdf
[6]
https://umweltinstitut.org/energie-und-klima/wasserstoff/heizen-mit-wasserstoff/
[7]
https://umweltinstitut.org/energie-und-klima/wasserstoff/
[8]
https://www.schwaben-netz.de/erneuerbare-gase/energiezukunft-wasserstoff
[9]
https://www.gesetze-im-internet.de/geg/BJNR172810020.html §71k
[10]
https://fragdenstaat.de/a/335549
https://www.augsburger-allgemeine.de/landsberg/trotz-protest-und-demonstrationen-gasbohrungen-in-reichling-starten-kommende-woche-110520441
[11]
https://www.gemeinde-hopferau.de/files/infomappe_mit_gruenem_gas_heute_und_in_zukunft_sicher_heizen_sn.pdf